Die Universität Bamberg gibt "Fußnoten zur Literatur" heraus. In der neuesten Ausgabe ist eine Entwicklungsgeschichte der Buchstaben unseres Alphabetes von Professor Helmut Glück abgedruckt. Interessant daran ist, dass dieses Buch (100 Seiten) mit Kalligrafien von 5 deutschen Kalligrafen bebildert ist. Zu jedem Buchstaben gibt es eine Kalligrafie mit eben dem Buchstaben und einem Gedicht dazu. Es sind sehr unterschiedliche Arbeiten und zeigen eine Bandbreite der deutschen Kalligrafie. In dem Text von Professor Glück wird auf lockere leichte Weise interessantes über die Entwicklung, die zeitgenössische Darstellung und Nutzung der einzelnen Buchstaben geschrieben.

Leseprobe:
I
...Im lateinischen Alphabet ist I der abstrakteste Buchstabe, denn es ist ein einfacher senkrechter Strich. In handschriftlichen Texten wird I leicht übersehen, etwa in Wörtern wie mimi oder minimieren. Deshalb steht über dem kleine i seit dem 16. Jahrhundert regelmäßig der i-Punkt. I gilt als einfacher, eingängiger Buchstabe ... Mit i bzw. "iiii!" wird vielfach der Laut wiedergegeben, den Frauen beim Anblick von Spinnen im Bad, haarigen Mänenrbeinen oder vergammelten Essensresten von sich geben....
Q
...Q ist ein bedrohter Buchstabe, denn Rechtschreibreformer verlangen immer wieder, Q den k.w.-Vermerk zu erteilen (beamtensprachlich: künftig wegfallend) und es durch KW zu ersetzen. Sie wollen Kwark, kwasseln, kwietschen und Kwotenfrau schreiben, womöglich sogar Kwerfurt und Kwedlinburg. Sie behaupten, das sei einfacher, und außerdem hätten die Niederländer das Q auch abgeschafft. Das Q, so meinen sie, sei eine rechtscheibliche Kwiskwilie. So ein Kwatsch!.
ÜÖA
... Die Briten können Umlaute nur mühsam sprechen und überhaupt nich schreiben. Deshalb sagen sie Njuremböäg und schreiben Nuremberg statt Nürnberg. Vor ein paar Jahren haben sie deshalb einen Sprachforscher bestochen, der behauptete, das Aussprechen von Umlauten mache depressiv. Deshalb seien die Deutschen muffelig und griesgrämig, die Briten aber frohsinnig und von heiterem Naturell. Da ist natürlich barer Unsinn. Die Briten leiden einfach darunte, dass sie zum umlautlosen Sprachblock Europas gehören, zusammen mit den Russen, Serben und Bulgaren ... Es dürfte für sie nur ein schwacher Trost sein, dass die Schwaben die Umlaute auch nicht beherrschen und Beblenga statt Böblingen sagen, was ihre Nähe zu den Schotten von einer anderen Seite her beleuchtet.

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