Kreative Schreibschule CBK

eine Schreibschule für Menschen mit Assistenzbedarf

Gruppe Bad Urach


Bad Urach.  Acht Schreibschüler mit verschiedenen Vorlieben ergeben völlig unterschiedliche Sichtweisen auf das Fest: Die Bilder der Menschen mit Behinderung gibt es nun als Weihnachtskarten zu kaufen. Foto: Oechsner

 

Südwestpresse Ermstalbote 15.12.2010 Text: Kerstin Oechsner

Die Künstler selbst wussten bis zur offiziellen Vorstellung nicht, welches ihrer Werke nun tatsächlich als Weihnachtskarte gedruckt wurde und es nun zu kaufen gibt: Spannung pur also unter den acht Teilnehmern der Kreativen Schreibschule, die für ihre individuellen Werke viel Applaus erhielten. "Es ist grandios, was hier entstanden ist", lobte denn auch Bereichsleiter Johannes Schneider von der Bruderhaus Diakonie.

Flaggen sind zum Beispiel die große Leidenschaft von Christian Knauß - und die findet sich auch auf seiner Karte wieder. Er hat auf einer Europakarte die Konturen der Länder mit den Farben ihrer Flaggen ausgemalt. Bunt auch das Motiv von Ulrich Vöhringer, der sich mit dem Jahresrad auseinander gesetzt hat. Als Schreibmeisterin der Gruppe gilt Marianne Klinkowski, ihre Karte zieren geschriebene Variationen des Wortes "Advent".

Michael Milatin war es wichtig, die Bedeutung von Weihnachten auf seiner Karte zu unterstreichen: "Advent heißt ankommen", steht unter anderem darauf. Andreas Zein hat neben kleinen Weihnachtsbäumen seine Schreibübungen gesetzt und Erwin Lutz Bedürfnis war es, auf seiner Karte möglichst viele Informationen zum Thema Weihnachtsbaum unterzubringen - der schmückt zum Beispiel seit 500 Jahren die Häuser. Als der belesenste unter den Schreibschülern gilt Matthias Decker, der sich einen originellen Spruch ausgeschnitten und aufgeklebt hat - ein witziger Weihnachtsbaum ziert zudem die Karte. Eckhard Staschs Karte schmückt ein Buchstaben-Weihnachtsbaum: Von oben bis unten ergeben die Anfangsbuchstaben "Frohe Weihnachten". "Der HSV durfte bei ihm dabei nicht fehlen", erklärt Claudia Bärbel Kirsamer den ungewöhnlichen Begriff zwischen typisch weihnachtlichen wie Freude oder Engel.

Die Fachfrau für Buchstaben und Worte, Schrift und Sprache leitet seit fast sieben Jahren die Kreative Schreibschule der Bruderhaus Diakonie. Alle zwei Wochen treffen sich die acht Teilnehmer, für Johannes Schneider ein Phänomen: "Man weiß, dass es leicht ist, etwas anzufangen", erklärte er. Doch oft halte sich ein Projekt nicht lange: "In die Schreibschule kommen alle immer noch gerne."

Die Schreibschulen-Stunden laufen immer nach einem Ritual ab, auch wenn jeder Teilnehmer in seiner Einzigartigkeit gefördert wird: Zur Begrüßung wird ein bekanntes Lied gesungen, das die meisten Teilnehmer auswendig können. Trotzdem wird wert darauf gelegt, dem Text mit dem Finger auf dem Papier zu folgen - Ziel ist, die Worte visuell wahrzunehmen. Ziel der Kreativen Schreibschule ist aber nicht, den Menschen mit Behinderung das Alphabet zu lehren: Es werden alle Sinne angesprochen, gefühlt oder gemalt, geredet und zugehört. Immer steht ein bestimmtes Thema im Mittelpunkt der verschiedenen Aktivitäten, dabei gehts in Sachen Wissensvermittlung schon mal in die Tiefe: So erfuhren die Schreibschüler jüngst, wie Schneeflocken entstehen oder Igel überwintern. "Ich muss vieles selber nachschauen", gab Claudia Bärbel Kirsamer zu.

Vor Kurzem stand nun die Advents- und Weihnachtszeit als Thema im Mittelpunkt. Dass je ein Bild der acht Teilnehmer nun als Weihnachtskarte gedruckt und verkauft wird, macht die Künstler stolz. Und in Umlauf gebracht werden sie garantiert auch, wie Johannes Schneider zusicherte: "Ich versende sie dieses Jahr als Weihnachtsgruß an die Mitarbeiter."