Das Goldene Buch wird in der Stadt Wörth an der Donau seit 1954 geführt.Es ist ein wie auch in anderen Städten ein häufig verwendetes Buch, in dem sich Ehrengäste während eines Besuchs oder anlässlich eines besonderen Anlasses eintragen dürfen.
PRESSEARTIKEL 2025:
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Bürgermeister Josef Schütz und Frau Patricia JahrstorferEin Schatz im Rathaus
Die Stadt Wörth hat einen Schatz im Rathaus. Es ist kein Goldklumpen, der das finanzielle Überleben des Ortes in schweren Zeiten sichert, sondern eher etwas von ideellem Wert: Das Goldene Buch der Stadt Wörth. Die meiste Zeit ist es sicher verschlossen im Safe des 1892 erbauten Rathauses. Früher lagen dort auch die Vordrucke für die Personalausweise und Reisepässe, die früher von der Stadt noch selber ausgefüllt worden sind. Jetzt werden diese zentral in Berlin gefertigt.
So etwas wird dem Goldenen Buch erspart bleiben; auch wenn Dr. Markus Söder seinerzeit als Minister für Landesentwicklung in einem Eintrag forderte: „das nächste Mal bitte in digitaler Form!“
Das Goldene Buch wird so bleiben, auch wenn sich vieles anderes ändert: ein Buch aufschlagen, blättern und hineinschreiben ist doch etwas anderes, als eine App auf einem Tablet öffnen und seine Unterschrift auf dem Bildschirm eingeben wie beim Bezahlvorgang an der Tankstelle.
Stolz öffnet der Bürgermeister das Buch und blättert es durch. Josef Deimer mit seiner ausdruckstarken Handschrift, Otto von Habsburg, Jürgen Warnke, Erwin Huber, Günther Beckstein, Horst Seehofer, Alois Glück, Barbara Stamm und andere Besucher sind neben örtlichen Vereinsvertretern und anderen Ehrenamtlichen eingetragen.
Josef Schütz ist seit 2020 erster Bürgermeister in Wörth und schätzt das Buch mittlerweile sehr. „Wenn man Bürgermeister wird findet man vieles vor und muss sich manchmal erst einarbeiten“, sagt er zwar, war aber schon vorher als zweiter Bürgermeister mit vielem vertraut. Das Buch führt er so weiter, wie er es übernommen hat. Besucher und Bürger tragen sich zu ausgewählten Anlässen ein. Die Auswahl, wer reinkommt, hat schon immer der Bürgermeister selbst vorgenommen. So auch der jetzige. „Viele Köche verderben den Brei“, sagt er und erklärt die Geschichte des Buches.
Im Jahre 1954 wurde es angeschafft. Ein dickes Buch, in Leder eingebunden, um jahrzehntelang für Einträge bereit zu sein. 85 sind es bisher, 32 können noch gefertigt werden. Und dann? Wird ein neues gekauft. In Bernhardswald, Zeitlarn und Obertraubling stand dies in den letzten Jahren an. Knapp 1000 Euro kosten diese Prunkbücher jeweils. Manche Gemeinden lassen die Einträge von Kalligraphen fertigen und die Ehrenpersonen „nur“ unterschreiben. Im Buch von Wörth ist die gesamte Seite jeweils für die Besucher frei. „Die Politiker sind dies gewohnt und schreiben flüssig gut formulierte Texte“, sagt Josef Schütz dazu.
Auf den ersten Seiten ist dann auch ein Bonmot dazu zu finden. Der damalige Staatssekretär Alfred Dick sicherte der Stadt schriftlich im Buch die Unterstützung der Staatsregierung zu. MdL Bech schrieb darunter: „Als zuständiger Stimmkreisabgeordneter werde ich Herrn Staatssekretär Dick an obige Worte immer wieder erinnern.“
Die Einträge werden mit jeweils eigenen Stiften gefertigt. „Natürlich haben wir auch immer hochwertige Schreibgeräte in Reserve“, sagt Patricia Jahrstorfer, welche das Buch und die Einträge betreut.
Und wenn sich jemand verschreibt? Dann macht man es wie Hubert Aiwanger, der durch beherztes Durchstreichen und Drüberschreiben aus der „Gemeinde“ wieder eine „Stadt“ machte, was Wörth ja seit 1954, seit Einführung des Goldenen Buches, auch ist.
Ob einem Goldenen Buch vielleicht eine geheime Kraft innewohnt, die aus Gemeinden Städte machen kann?
Auf jeden Fall zeugt es von den Aktivitäten der Kommune nach innen und außen und wird schon deshalb wertgeschätzt. Ist es denn auch versichert? „Nein“, sagt der Bürgermeister und fügt an: „Was würde es bringen? Es ist ein Original, und wenn es weg ist, ist es weg und nicht mehr zu ersetzten. Geld kann dies nicht ausgleichen.“
So wäre es auch wünschenswert, dieses Prunkbuch zu gegebenen Anlässen der Bevölkerung sichtbar zu machen. Die Stadt Regensburg ermöglicht dies den Bürgern alle zwei Jahre zum Tag der offenen Tür im Rathaus. Beim Landkreis überlegt sich der Kulturreferent Dr. Thomas Feuerer ähnliches. Wir berichten darüber.
Bis dahin können ausgewählte Seiten der Goldenen Bücher des Landkreises digital im Internet betrachtet werden. Auch wenn das nicht der damaligen Forderung des jetzigen Ministerpräsidenten entspricht, die Bücher digital zu führen; denn die Originale bleiben im Vordergrund und die digitale Welt ist nur eine zusätzliche Möglichkeit, die Bücher zu betrachten: www.schriftkunst.de/golden .
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